Im Volksmund werden wir darauf hingewiesen, dass es glücklich macht, an andere Menschen zu denken. Überzogener Egoismus gilt als eine unsympathische Eigenschaft. Das Gegenteil von Egoismus ist Altruismus.
Hierbei handelt es sich um die Bereitschaft, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen. Eine allgemeingültige Definition für Altruismus ist bisher noch nicht gefunden. Das Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik definiert:
„Altruismus beinhaltet, daß man das Wohler
gehen, die Interessen und das Überleben anderer über das Eigenwohl, Selbstinteresse und das eigene Überleben stellt.
Praktisch bedeutet Altruismus, daß man sich in riskanten Situationen so verhält, daß Sicherheit, Interesse oder Leben anderer begünstigt werden, möglicherweise zu Lasten der eigenen Person.
Altruismus leben
Die meisten von uns möchten gern als gute Menschen angesehen werden. Dazu gehören Tugenden wie Großzügigkeit und Rücksichtnahme. Wenn du Sympathien erwerben möchtest, wirst du dich um die Interesse
n und Bedürfnisse anderer bemühen. Doch das allein ist noch kein Altruismus. Vielmehr geht es darum, dich selbst zurückzune
hmen, also auf den Eigennutz einer Handlung zu verzichten, damit ein Mitmensch einen Vorteil erlangen kann.
Beispiele für Altruismus
In unserer relativ sicheren und gut organisierten Welt haben wir selten die Notwendigkeit, altruistisch zu handeln. Es ist für jeden gesorgt, kaum jemand muss hungern oder frieren. Trotzdem gibt es auch in einer reichen Industrienation wie der unsrigen immer wieder die Möglichkeit, die eigenen Interessen hinter das Wohlergehen anderer zu stellen.
a) Spenden für Benachteiligte
Wir sind meist satt, haben es warm und leben gut. Doch das betrifft nicht jeden Menschen. Deutschland weist eine hohe Kinderarmut auf und in den Entwicklungsländern fehlt oft medizinische Hilfe, Bildung oder sogar Nahrung. Altruismus liegt vor, wenn du dir ein neues Kleidungsstück kaufen willst und dich entschließt, darauf zu verzichten, um eine Hilfsorganisation zu unterstützen. In diesem Fall ist dir dein Outfit weniger wichtig als beispielsweise ein Weihnachtsgeschenk für ein armes Kind.
b) Zeit für Senioren und Hilfsbedürftige
Deine betagte Nachbarin braucht dringend ihre Tabletten aus der Apotheke und du bist auf dem Weg ins Kino? Du kannst dich entscheiden, altruistisch zu handeln, indem du deinen Kinobesuch ausfallen lässt und die Besorgungen für die Nachbarin erledigst.
c) Ersthilfe am Unfallort
Situationen, in der altruistisches Handeln immer wieder notwendig ist, sind Unfälle im Straßenverkehr. Wer hier als Ersthelfer auftritt und seine eigenen Termine in den Hintergrund stellt, handelt altruistisch und verzichtet auf Eigennutz.
Altruismus trainieren
Man sagt allgemein, dass Altruismus sich erst in der zweiten Lebenshälfte richtig ausgebildet hat. Trotzdem ist es sinnvoll, sich immer wieder auf das Wohl der Mitmenschen zuzuwenden.
In der heutigen Gesellschaft findet eine übersteigerte Anonymisierung statt. Menschen sterben und werden erst nach Monaten in ihren Wohnungen gefunden.
Zivilcourage weicht den eigenen Ängsten und Interessen.
Kleine Schritte können dich davor bewahren, einen übersteigerten Egoismus zu entwickeln.
- Notiere dir deine Bedürfnisse und Gewohnheiten.
- Gibt es eine Kleinigkeit, auf die du verzichten kannst, obwohl sie dir lieb ist?
- Vielleicht beginnst du damit, zu Weihnachten Kekse für ein Seniorenheim zu backen.
- Auch eine kleine ehrenamtliche Tätigkeit, die deine Zeit einschränkt, ist eine gute Gelegenheit, soziales und altruistisches Verhalten zu üben.
Dieses Verhalten fällt Angehörigen gegenüber oft leichter als bei fremden Personen . Übe dich in Großzügigkeit. Du wirst schnell die Vorteile erkennen.
Vorteile von altruistischem Verhalten
Wenn wir etwas verschenken, bilden sich in unserem Gehirn Glückshormone.
Diese Glückshormone dienen unserer Motivation und lassen uns entspannter und zufriedener durchs Leben gehen. Großzügige Menschen sind demnach glücklicher als Menschen, die immer nur an sich selbst denken.
Altruismus und das Helfersyndrom
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Goethe hat mit seiner Aufforderung einen hohen Anspruch an den Menschen formuliert. Dabei birgt das Gut-Sein auch Risiken.
Das Helfersyndrom ist eine krankhafte Übersteigerung von altruistischem Verhalten. Wer immer nur an andere denkt und sich selbst nicht beachtet, kann ernsthaft krank werden. Burnout und Erschöpfung sind mögliche Störungen.
Die Waage zwischen altruistischem und egoistischem Verhalten sollte daher immer im Lot sein.
Altruismus in der Erziehung vermitteln
Es ist nicht leicht, Kinder zum altruistischen Verhalten zu erziehen. Zu Beginn der Entwicklung braucht der junge Mensch in erster Linie die Fähigkeit der Selbstbehauptung.
Bis zum Ende der Pubertät will er seinen Platz in der Welt finden und seine Persönlichkeit entwickeln.
Kinder brauchen einen gesunden Egoismus. Trotzdem können Eltern viel dafür tun, dass der Sprössling nicht zu einem hoffnungslosen Fall von Egomanie wird. Bücher wie:
„Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgrenoder
„Das Dschungelbuch“ von Kipling
sind geeignete Beispiele, an denen Kinder lernen können, dass man auch an andere denken sollte.
Wichtig ist hier, das Kind nicht vor einen Film zu setzen, sondern Gespräche zu führen. Wer handelt wie? Warum? Diskussionen helfen dem Kind dabei, verschiedene Verhaltensweisen gegeneinander abzuwägen.
Für Teenager gibt es Bücher und Kartenspiele, die verschiedene Fragen und Aufgaben zum Sozialverhalten beinhalten. In gemütlicher Runde kann Reflexion stattfinden. Der junge Mensch kann so dabei unterstützt werden, sein eigenes Bild von sich selbst zu entwickeln. Auch Jugendorganisation in den Bereichen Entwicklungshilfe oder kirchlicher Arbeit bieten gute Übungsmöglichkeiten. Hier können junge Menschen ein Gefühl dafür entwickeln, dass der Spaßfaktor nicht immer oberste Priorität haben muss. Eine wertvolle Unterstützung ist das Buch:
„Allumfassende Nächstenliebe“ von Matthieu Ricard
Wenn Eltern diesen Entwicklungsschritt begleiten, gelingt es später leichter, zwischen Altruismus und Ausgenutzt-Werden zu unterscheiden.
Verwendete Literatur:
Stangl, W. (2018). Stichwort: ‚Altruismus‚. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
http://lexikon.stangl.eu/1162/altruismus/ (2018-11-13)
https://www.netdoktor.at/gesundheit/soziales/studie-schenken-macht-gluecklich-6830621
https://de.wikipedia.org/wiki/Helfersyndrom