Hilfsbereitschaft ist ein Begriff, für den die deutsche Sprache zahlreiche Synonyme verwendet. In der Enzyklopädie der Wertvorstellungen werden unter anderem

  • Gutmütigkeit
  • Bereitwilligkeit
  • Gefälligkeit
  • Nächstenliebe
  • Humanität
  •  Zuvorkommenheit
  • Entgegenkommen
  • Verständnis
  • Wohltätigkeit
  • Wohlwollen
  • Menschenfreundlichkeit
  • Menschenliebe
  • Menschlichkeit…“ angegeben. Eine eindeutige Definition gibt es nicht. Charles Dickens sagt über Hilfsbereitschaft:

„In unserer Welt ist niemand ein Versager, der einem anderen seine Bürde erleichtert.“

Daraus kann man erkennen, dass Hilfsbereitschaft als ein sehr positiver Aspekt des sozialen Lebens betrachtet wird.

Hilfsbereitschaft als Wert

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er lebt innerhalb sozialer Gemeinschaften, um Vorteile zu erfahren. Dazu gehören in erster Linie Schutz und Sicherheit. Wer in Gefahr für Leib und Leben ist, ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Im Normalfall helfen sich alle Mitglieder einer Gruppe gegenseitig. Das gilt für Familien, Kollegenkreise und Freunde. Unsere Kultur hat sich allgemein darauf verständigt, Hilfsbereitschaft als Wert anzuerkennen. Hilfsbereitschaft und Hilfe sind Aspekte des menschlichen Zusammenlebens, die keinen materiellen Gegenwert haben und nicht vergütet werden. Wer sich gegen diesen Wert stellt, gilt als unsozial. Das Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen:
1. Helfen
2. Bereitschaft
Um zu verstehen, was Hilfsbereitschaft ist, sollten beide Teile einzeln betrachtet werden.

Helfen als Kompetenz

Wer helfen will, braucht die Fähigkeit, helfen zu können. Die Situation dessen, der in Not ist, soll sich nicht verschlechtern. Wer also einer Frau helfen will, die häusliche Gewalt erlebt, sollte sich sicher sein, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Wer einem Obdachlosen helfen will, eine neue Wohnung zu finden, muss Wissen und Zeit mitbringen, damit die Hilfe zum Erfolg führt. Hilfe ist mehr als Beratung oder als ein guter Tipp.

Die Haltung zur Bereitschaft

Wer den Wert der Hilfsbereitschaft leben will, braucht Aufmerksamkeit und Empathie. Er muss in der Lage sein, zu erkennen, wenn er gebraucht wird. Außerdem sollte er ein Gespür dafür haben, welche Form der Hilfe zu einer Verbesserung der Lage geeignet ist. Wer einem Alkoholiker helfen will, muss nicht beim Bierchen mit ihm über seine Sucht reden. Bereitschaft zur Hilfe zeigt sich in Aufmerksamkeit und Zuwendung zu anderen Menschen.

Helfen als Pflicht

In Deutschland gibt es eine Verpflichtung zur Hilfsbereitschaft. Wer zum Beispiel im Straßenverkehr seine Hilfe für ein Unfallopfer verweigert, macht sich strafbar. Wer einen Menschen in einer Notlage ignoriert, riskiert eine Strafanzeige. Das zeigt, wie hoch dieser Wert geschätzt wird.
Neben der gesetzlichen Pflicht gibt es noch eine moralisch-ethische Komponente. Alle Religionen und die meisten Ideologien sprechen eine Forderung nach Hilfsbereitschaft aus. Ohne diesen Faktor könnte keine Sicherheit innerhalb von Gruppen empfunden werden.

Welche wichtigen Grundsätze gibt es für Helfer?

Zur Hilfsbereitschaft gehören ein Mensch in Not und ein weiterer, der dabei hilft, die Not zu mindern oder vollkommen abzustellen. Wenn du zu den hilfsbereiten Menschen zählst, solltest du die wichtigsten Grundsätze für wirksame Hilfe kennen.

1. Wer um Hilfe bittet, ist in der Regel in echter Not.
Die meisten Menschen schämen sich, andere um Hilfe zu bitten. Sie überwinden sich oft erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Wenn ein Mensch in Not ist, aber nicht um Hilfe bittet, kann das verschiedene Gründe haben. Entweder er ist nicht dazu in der Lage (Unfallopfer, GewaltopferTraumapatienten) oder er sieht seine eigene Not nicht. Im zweiten Fall sollte der Helfer Abstand halten. [strong]Damit Not gelindert werden kann, muss der Notleidende seine eigene Not erst erkennen.

2. Helfer brauchen Kompetenzen
Wer helfen will, muss wissen, was zu tun ist. Oberflächige Ratschläge und Besserwisserei sind keine Hilfe. Informiere dich also genau, welche Form von Hilfe gebraucht wird. Versuche nicht, als Hobbypsychologe oder Laiendoktor aufzutreten. Hilfe ist auch, dem anderen einen geeigneten Fachmann zu empfehlen oder ihn dorthin zu begleiten.

3. Helfer brauchen Grenzen
Wer Hilfe braucht, ist in einer Situation, die er selbst nicht meistern kann. Wenn du einer alten Dame über die Straße hilfst, ist das sicher sinnvoll. Wenn du deinem Kind bei den Hausaufgaben hilfst, weil es den ganzen Tag vor dem Fernseher getrödelt hat, ist das keine Hilfe. Es ist kontraproduktiv, anderen Aufgaben abzunehmen, zu denen sie einfach keine Lust haben. Ziehe eine klare Grenze zwischen „in Not“ und „keine Lust“. Du wirst sonst schnell zu einer Art Lückenfüller für die Schwächen anderer.
Eine weitere Grenze solltest zu kennen, bevor du jemandem hilfst. Kontrolliere, ob du für die erforderliche Hilfe genug Zeit und Kraft zur Verfügung hast. Wenn du dich überforderst, ist niemandem geholfen. Es gibt ein schönes Sprichwort: „Niemand packt einem nackten Mann in die Tasche.“ Hier wird ausgedrückt, dass nur der geben kann, der selbst etwas hat.

Nachteile und Vorteile von Hilfsbereitschaft

Hilfsbereitschaft ist nicht bei jedem Menschen gleichermaßen ausgeprägt. Ein überzogener Egoismus und fehlende Empathie können der gesunden Hilfsbereitschaft im Weg stehen. Die Fähigkeit, sich für das Wohl seiner Mitmenschen zu engagieren und deren Not lindern zu wollen, kann sowohl positive als auch negative Wirkungen auf das eigene Leben haben.

Was sind die Vorteile von Hilfsbereitschaft?

Ist jemand hilfsbereit, heißt das, dass er einer anderen Person hilft, ohne dass diese ihn explizit bittet oder eine Gegenleistung anbietet. Hilfsbereite Menschen werden meist als sympathisch geschätzt. Sie haben in der Regel viele Sozialkontakte und gelten als attraktiver Umgang. Schnell finden Sie den Weg zu anderen Menschen, denn es stehen ihnen viele Türen offen. Soziale Berufe, Ehrenämter und andere Möglichkeiten ermöglichen ihnen ein aktives und soziales Leben. Außerdem erhöht Hilfe an Anderen das eigene Selbstwertgefühl. Hilfsbereite Menschen erfahren im Notfall meist schneller Hilfe als andere, denn sie haben bei dem einen anderen „einen Stein im Brett“.

Was sind die Nachteile von Hilfsbereitschaft?

Hilfsbereit sind meist selbstlose Menschen. Ihnen liegt das Wohl anderer manchmal mehr am Herzen als ihr eigenes. Sie müssen vor jeder Hilfeleistung gut nachdenken, denn Hilfsbereitschaft kann zu einer Gefahr für den Helfer werden. Das kann immer dann der Fall sein, wenn es um Unfälle geht. Es sind schon Helfer überfahren worden, als sie einem Verunglückten helfen wollten. Wer einem Gewaltopfer helfen will, könnte selbst angegriffen werden. Manchmal ist Hilfe deshalb nur, einen Notruf zu tätigen.

Ein weiterer Nachteil von Hilfsbereitschaft ist, dass sie leicht mit der psychischen Störung „Helfersyndrom“ verwechselt werden kann. Hier handelt es sich um eine Art Zwang, anderen zu helfen. Überprüfe, welchen Gewinn deine Hilfsbereitschaftfür dich hat. Wenn du sie brauchst, um Kontrolle und Einfluss zu erhalten, solltest du dich damit auseinandersetzen.

Hilfsbereitschaft kann zur Qual werden. Wer  einmal als hilfsbereiter Mensch erkannt wurde, wird immer wieder zur Hilfe gerufen. Hier gilt: Helfen darf den Helfer nicht ausbeuten. Lerne, „NEIN“ zu sagen, wenn die Situation es erlaubt.
Achte darauf, dass du nicht durch deine Hilfsbereitschaft hilfsbedürftig wirst. 

Wie kann Kindern Hilfsbereitschaft vermittelt werden?

Die Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen, liegt in der Natur jedes gesunden Menschen. Sie gilt als Instinkt und ist bei sehr kleinen Kindern gut zu erkennen. Eltern, die ihren Kindern diesen Wert näher bringen wollen, können auf diesen Instinkt aufbauen. Bilderbücher und Geschichten helfen dabei, das Thema zu vermitteln. Einige Philosophen sind der Auffassung, das Geschichten ausreichen, um Werte anzuerziehen. Da Kinder häufig „zu viel“ Hilfsbereitschaft zeigen, ist es wichtig, die Grundregeln für Helfer mit dem Kind zu besprechen. In einer altersgerechten Sprache soll es lernen, sich nicht für andere aufzureiben und vor allem, sich selbst nicht zu vergessen.

Fazit:
Hilfsbereitschaft ist ein hoher Wert in jeder sozialen Gemeinschaft. Sie stärkt das einzelne Gruppenmitglied und schafft ein positives Klima. Dabei ist zu beachten, dass die Bereitschaft zur Hilfe nicht ausgenutzt werden darf, um sich Vorteile zu verschaffen. Deshalb muss Hilfsbereitschaft vom Helfersyndrom und von einer ausnutzenden Haltung unterschieden werden.

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