Eigenverantwortung ist ein Begriff aus der Persönlichkeitspsychologie.
Experten sehen Eigenverantwortung als eine wichtige Kompetenz, um sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Prof. Dr. Jutta Heller nennt als Schlüsselsatz für eigenverantwortliche Menschen die bekannte Aussage:
„Ich nehme mein Schicksal selbst in die Hand.“
In der Fachliteratur wird der Begriff „Selbstverantwortung“ als Synonym für Eigenverantwortung genutzt.
Eigenverantwortung lernen
Eigenverantwortung ist keine angeborene Fähigkeit. Sie entwickelt sich in der Kindheit, wenn die elterliche Erziehung den entsprechenden Raum dafür schafft.
Das bedeutet, ein Kind wird behutsam darauf hingewiesen, dass die Folgen seines Handelns ihm nicht aus dem Weg geräumt werden. Modernen Eltern ist das oft fremd oder zu unbequem. Wenn das Kind eine schlechte Zensur in der Schule bekommt, hat der Lehrer Schuld. Gibt es Streit auf dem Spielplatz, sind die anderen Kinder ungezogen. Dieser übertriebene Schutz verhindert die Entwicklung von Eigenverantwortung. Felix Nattermann* gibt in seinem Buch wertvolle Tipps:
Wer Eigenverantwortung lernen will, braucht dafür zuerst einen klaren Überblick über sein eigenes Handeln.
Besorg dir ein Notizbuch, in das du etwa eine Woche lang alles einträgst, was dir missfällt. Das kann die Nachzahlung für den Stromlieferanten sein. Auch die Tatsache, dass du schon wieder Überstunden machen musst, gehört dazu. Schreibe alles auf. Lass für jedes Ereignis ein paar Zeilen Platz, denn du sollst deine Einträge später kommentieren.
Am letzten Tag nimmst du dir eine oder zwei Stunden Zeit. Beantworte die Frage „warum“ hinter jedem Eintrag. Warum will der Stromlieferant eine Nachzahlung? Liegt es allein daran, dass der Strom so teuer ist? Oder laufen deine Geräte jede Nacht auf Standby? Was genau hast du getan, bevor es zu der Rechnung kam? So verfährst du mit jedem Eintrag.
Langsam erkennst du den Zusammenhang zwischen deinem Handeln und den Folgen, die du erlebst.
Achtsam handeln
Wenn du dich für ein verantwortungsbewusstes Leben entschieden hast, wirst du deine Handlungen, deine Worte und deine Gedanken achtsam wählen. Denn die Achtsamkeit bezüglich deiner eigenen Aktionen sind die Bedingung für Verantwortungsbewusstsein. In dem Wort „Verantwortung“ steckt „Antwort“. Das bedeutet, dass du auf die Frage, warum du etwas getan oder gelassen hast, eine Antwort geben kannst. „Weiß ich nicht“ zeugt von wenig Achtsamkeit. Eigenverantwortlich handeln heißt, eine Antwort auf die Frage „warum“ geben können.
Verantwortungsbewusst handeln
Ein achtsamer Mensch agiert ein wenig wie ein Schachspieler. Er sieht den nächsten Schritt voraus. Wenn du gern täglich badest, wirst du voraussehen, wie hoch deine Wasserechnung sein wird. Wenn du den Geburtstag deiner Mutter vergisst, wirst du ihren Unmut ernsten. Verantwortungsbewusstsein bedeutet, dass du weißt, was du tust und auch, was daraus wird. Verantwortungsbewusst handeln bedeutet, alles zu unterlassen, was dazu führen kann, dass dir oder anderen Schaden entsteht.
Welche Komponenten gehören zur Eigenverantwortung?
Verantwortung zeigen können ist eine wichtige Bedingung dafür, dass du als vertrauenswürdiger und zuverlässiger Mensch gesehen wirst.
Das gilt beruflich und privat gleichermaßen. Stellt dir vor, du wohnst mit jemandem zusammen, der sich nicht um die Hausarbeit kümmert. Ständig lässt er sein benutztes Geschirr, seine Schmutzwäsche und seine ausgelesenen Zeitungen herumliegen. Er zeigt kein eigenverantwortliches Handeln.
Zur Eigenverantwortung gehört, all das zu verantworten, was zu dir gehört. Das sind deine Probleme, deine Eigenschaften und auch deine Besitztümer. Es geht also um die Frage der Zuständigkeit.
Alles, was zu dir gehört, liegt in deiner Zuständigkeit.
Wer kein Verantwortungsbewusstsein zeigt, gilt in der Regel als unsympathisch. Andere trauen ihm wenig zu und er wird häufig nicht ernst genommen. Um Eigenverantwortung zu zeigen, musst du zuerst wissen, was deine Angelegenheiten sind. Die schlechte Laune der Nachbarin oder die Hausaufgaben deiner Kinder gehören nicht dazu. Auch die Sorgen anderer Menschen gehören nicht in deinen Bereich.
Die folgende kleine Liste zeigt dir auf, in welchen Bereichen du Eigenverantwortung übernehmen solltest.
- Gesundheit
- Berufliche Zufriedenheit
- Bildung und Weiterbildung
- Finanzielle Situation
- Wohnung
- Beziehungen
- Stabiles soziales Umfeld
- Materieller Besitz
- Verpflichtungen wie Elternschaft etc.
- evtl.. Haustiere
Warum ist Eigenverantwortung wichtig?
Wer keine Verantwortung für seine eigenen Handlungen übernimmt, hat das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Ein Gefühl von Ohnmacht stellt sich ein. Wenn du nicht erkennen kannst, in welchem Zusammenhang deine eigenen Handlungen mit der Realität stehen, in der du lebst, bist du in deinem eigenen Leben nicht zuhause. Die Folgen sind ein schwaches Selbstwertgefühl und wenig Selbstvertrauen. Die Verantwortung für dich selbst bringt dir viele Vorteile.
1. Du kannst deine beruflichen und privaten Ziele besser erreichen
Nur, wer eigenverantwortlich handelt, kann sich das Leben so gestalten, wie er es will. Du erreichst deine Ziele besser, denn du erkennst, dass das Prinzip von Ursache und Wirkung bei dir anfängt. Dir wird deutlich, dass du die gewünschten Wirkungen nur dann erreichen kannst, wenn du die richtigen Ursachen dafür setzt. Das bezieht sich auf alle Handlungen, die du unternimmst, weil sie deinem Ziel dienen. Es bezieht sich ebenso auf alle Handlungen, die du unterlässt, weil sie das Erreichen deiner Ziele behindern. Das Buch von Wolfgang Merget* gibt uns hilfreiche Informationen:
2. Du kannst dich besser gegen die Forderungen anderer an dich wehren
Wenn du genau weißt, was deine Aufgaben und Zuständigkeiten sind, fällt es dir leichter „NEIN“ zu sagen. Ein Beispiel: Deine Kollegin will kein eigenes Auto unterhalten und bittet dich, sie morgens und abends in deinem PKW mitzunehmen. Eine Weile geht das gut, doch nun beginnst du, Eigenverantwortung für deine Gesundheit zu übernehmen. Du meldest dich in einem Fitnesscenter an. Direkt nach Feierabend wirst du nun dort an zwei Tagen der Woche zum Training erwartet. Die Kollegin will, dass du sie erst nach Hause bringst. Für dich bedeutet das einen Umweg und dass du zu spät zum Training kommst. Eigenverantwortlich erkennst du, dass der Heimweg der Kollegin nicht in deine Zuständigkeit fällt, deine körperliche Fitness aber sehr wohl.
3. Du gewinnst an Widerstandskraft
Experten gehen davon aus, dass die Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, die Widerstandskraft fördert. In Krisen bist du sicherer und souveräner. Du lässt dich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen. Der Fachbegriff dafür ist Resilienz. Wer mit Krisen gut umgehen kann, ist besser vor seelischen Erkrankungen geschützt und bleibt seinem Weg treu, wenn ihm Hindernisse begegnen.
Nimm das Ruder in die Hand und steuere mit Kraft durch dein Leben!
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