Die Aufgabe, die eigenen Grenzen deutlich zu machen, gehört zum Leben jedes Menschen. Doch wir tun uns schwer damit. Wenn du zu denen gehörst, die sich manchmal übergangen fühlen oder mehr für andere leisten, als eigentlich gedacht war, dann solltest du dich mit dem Thema „Grenzen setzen“  intensiv befassen.

Grenzen setzen

 

Warum haben Menschen Grenzen?

Jeder Mensch hat eine andere Prägung und einen individuellen Charakter. Auch bezüglich unserer Fähigkeiten und Vorlieben unterscheiden wir uns. Überall dort, wo wir unsere Persönlichkeit verändern sollen oder über unsere Leistungsgrenze hinaus gefordert sind, haben wir Grenzen.
Unsere Grenzen machen uns zu den Individuen, die wir sind.
Begegnungen mit anderen Menschen finden entlang dieser Grenzen statt.
Werden die Grenzen überschritten, kommt es zum Konflikt (confligere, lat. – zusammenstoßen, kämpfen)

Sehen andere unsere Grenzen?

Unsere Mitmenschen können unsere Grenzen erst sehen, wenn wir sie Ihnen gezeigt haben. Bis zu diesem Punkt gehen die anderen davon aus, dass ihre und unsere Grenzen identisch sind.
Beispiele erlebst du wahrscheinlich regelmäßig:
Die Nachbarn hören um Mitternacht laute Partymusik. Sie berühren dabei deine Grenze. Wenn du sie darauf anspricht, werden sie entschuldigend sagen, dass sie nicht wussten, dass sie eine deiner Grenze überschritten haben. Grenzen müssen also gezeigt werden.
Erst, wenn du bereit bist, deine eigenen Grenzen  zu zeigen, können andere Menschen dich kennenlernen. 

Grenzen setzen – Warum fällt es uns schwer?

Grenzenlosigkeit ist ein Ideal der Menschheit. Grenzenlose Liebe, grenzenlose Güte und grenzenlose Freiheit gehören zu den unerfüllbaren Sehnsüchten der Menschen. Wer Grenzenlosigkeit leben kann, ist ein besonders starker und fähiger Übermensch. Er wird geliebt, denn er muss niemals etwas ablehnen, kann alles schaffen, was andere erwarten und ist immer verfügbar. Wer diesem Selbstbild vom grenzenlosen Gutmenschen folgt, setzt nicht gern Grenzen, denn sie könnten zu Ablehnung und Kritik führen. Dieses Bild vom Supermenschen ist ein Trugbild. Wenn ein solch grenzenlos liebenswerter Zeitgenosse nämlich wagt, Nein zu sagen, wird er nur auf Widerstand und Unverständnis stoßen. Das ist ein Beweis dafür, dass er nicht respektiert wurde. er wurde benutzt.

Nein sagen

Lerne „Nein“ zu sagen, erst dann werden andere dein „Ja“ schätzen. 

Grenzen setzen mit Nein sagen

Die häufigste Art, deine Grenze zu zeigen, ist einfach Nein sagen. Du hast Recht, es ist nicht einfach. Denn wenn wir Nein sagen wollen, können verschiedene Hindernisse im Weg stehen, die uns doch wieder nachgeben lassen. Diese Hindernisse sind meist gefühlsbedingt.
1. Die Angst, abgelehnt zu werden
2. Die Angst, egoistisch und geizig zu wirken
3. Angst vor Konflikten
4. Angst vor Liebesverlust, Trennung etc.
5. Angst vor negativen Konsequenzen, vor allem im Job
Ängste sind schlechte Ratgeber
Die folgenden Tipps können dir dabei helfen, leichter und wirkungsvoller „Nein“ zu sagen.
Tipp 1:
Erbitte dir Bedenkzeit. Viele Entscheidungen werden viel zu schnell getroffen. Schließlich hast du einer Bitte zugestimmt, die du hinterher bereust. Schlafe grundsätzlich eine Nacht darüber, wenn jemand dich um etwas bittet.
Tipp2:
Mach dir bewusst, was es dich kostet, „Ja“ zu sagen. Willst du wirklich auf deine Freizeit verzichten, weil du als Babysitter gefordert bist? Willst du ein Wochenende für den Umzug eines Freundes opfern?
Tipp 3:
Biete eine Alternative an. Wenn jemand deine Hilfe am Wochenende wünscht, biete an, statt dessen in der Woche beim Einräumen der Schränke zu helfen. So kannst du erkennen lassen, dass du bereit bist, zu helfen, jedoch innerhalb deines eigenen Rahmens.

Nein sagen in der Partnerschaft

In der Beziehung ist ein „Nein“ besonders schwer, denn der Partner soll sich nicht zurückgesetzt fühlen. Außerdem möchte man keine Vorwürfe vom Partner hören und schließlich liebt man seinen Partner. Doch Nein sagen ist in einer intimen Beziehung besonders wichtig.
Denn erst, wenn jeder Partner die Grenzen des anderen kennt, kann eine harmonische Beziehung entstehen.
Hier hilft manchmal, humorvoll mit Grenzen setzen und deren Überschreitung umzugehen. Partner können sich ihre Grenzen erklären und in liebevoller Rücksichtnahme darauf achten, dass sie nicht verletzt werden.

Nein sagen im Job

Wer seine Grenzen im beruflichen Bereich zeigen soll, hat häufig Angst vor negativen Konsequenzen. Viele Vorgesetzte können ein „Nein“ schlecht akzeptieren, vor allem dann, wenn es immer irgendwelche Kollegen gibt, die alles mit sich machen lassen. Grenzen setzen ist im Berufsleben trotzdem wichtig. Es gibt schon genug Arbeitnehmer, die mit Burnout und Stress zu tun haben.Deine Gesundheit sollte dir wichtiger sein als dein Job. Lerne, deine Grenzen klar und deutlich zu zeigen und auch zu begründen. Wenn deine Kollegen und Vorgesetzten wissen, warum du keine Überstunde machen möchtest, werden sie eher Verständnis zeigen.
Manchmal hilft dir vielleicht der Satz: „Everybodys darling is everybodys depp.“

Grenzen setzen lernen

Wer seine Grenzen zeigen will, erkennt oft, dass er gar nicht gelernt hat, Grenzen zu setzen. Kennst du diese Phasen in deinem eigenen Leben, in denen du erst über Gebühr großzügig und tolerant bist, bis du dich ausgenutzt und übersehen fühlst? Im Anschluss daran setzt du Grenzen, indem du einfach gar nichts mehr für andere übrig hast. Das geht eine Weile gut und das Spiel beginnt von vorn.
Das liegt daran, dass du die Grenzen zum falschen Zeitpunkt und vielleicht sogar den falschen Personen gegenüber setzt.
Wer Grenzen aufzeigen will, sollte seine eigenen Grenzen zuerst kennen. Es ist vollkommen sinnlos, sich in jeder Situation neue Grenzen zu überlegen. Erkenne dich zuerst selbst, bevor du dich von anderen erkennen lässt.
Auch die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, muss trainiert werden.
  • Besorg dir Stift und Papier und zeichne einen Kreis in die Mitte eines Blattes.
  • Dann schreibst du in diesen Kreis alles, was zu dir und zu deinem Leben gehört.
  • Dazu gehören Tätigkeiten, Werte, Überzeugungen und wahrscheinlich auch die Menschen, die du liebst.
  • Dann schreibst du in die Ecken des Blattes, was für dich gar nicht geht. Auch das sind Tätigkeiten, Verhaltensweisen und vielleicht sogar Personen.
  • Der Zwischenraum ist frei für alles, was zwar nicht zu dir gehört, aber grundsätzlich möglich ist.
  • Lerne, dass die Punkte, die in den Ecken stehen, außerhalb deiner Grenzen liegen. Gewöhne dir hier an, keine Ausnahmen zu machen. Denn du könntest dein Umfeld sonst verwirren.
  • Was nicht geht, geht nicht. Nie! Je klarer du deine Grenzen zeigst, umso besser können sie von anderen respektiert werden.

Wenn du dich selbst nicht respektierst, kannst du es auch nicht von anderen erwarten. 

 

Kinder brauchen Grenzen

Ein wichtiges Thema für Grenzen sind unsere Kinder. Wer Kindern keine Grenzen setzt, macht ihnen das Leben schwer. Grenzen sind Leitlinien, innerhalb derer die Kinder ihre eigene Freiheit ausprobieren können.

Wer Kindern alle Freiheiten lässt, sorgt dafür, dass sie sich nicht orientieren können.

Außerdem lernen Kindern an den Grenzen, die die Erwachsenen setzen, dass sie nicht allmächtig sind. Sie trainieren an den Grenzen der Erwachsenen ihre Kompromissfähigkeit und das Aushalten und Lösen von Konflikten. Kinder lernen das es für jeden Menschen eine Grenze gibt auch für sie selbst. Wenn ein Kind von Anfang lernt das es Grenzen gibt und diese auch gezeigt werden dürfen fällt es ihm als Erwachsener viel leichter diese auch mitzuteilen und zu leben.

Wenn wir lernen unsere individuellen Grenzen zu erkennen und respektvoll damit umgehen bereichern wir unser gesellschaftliches Leben enorm. 😆 

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