Wer nach einer Definition für Kompromissfähigkeit sucht, findet oft den Hinweis darauf, dass es sich um die Kompetenz handelt, Kompromisse zu schließen. Daher ergibt sich an dieser Stelle die Frage danach, wie ein Kompromiss definiert ist:
Wikipedia erklärt, dass es sich bei einem Kompromiss um eine Übereinkunft zwischen zwei oder mehreren Parteien handelt. Dabei wird ein Mittelweg zwischen allen Bedürfnissen ermittelt und jeder der Beteiligten muss einen Teil seiner individuellen Bedingungen und Forderungen aufgeben.
Kompromissfähigkeit ist also die Fähigkeit, eigene Interessen zugunsten einer Gemeinschaft oder einer anderen Partei teilweise in den Hintergrund treten zu lassen.
Vor der Fähigkeit steht die Bereitschaft
Nicht jeder ist bereit, sich zu bewegen, wenn es darum geht, gemeinsame Lösungen zu finden. Viele beharren auf ihren Forderungen und zeigen sich als nicht kompromissbereit. Andere hingegen schließen nur zu schnell Kompromisse und geben ihre eigenen Prioritäten zu schnell und kampflos auf. In welcher Form du mit Kompromissen umgehst, hängt stark von deinen eigenen biografischen Erfahrungen und von deiner Erziehung im Elternhaus ab. Doch wie jede Medaille hat auch die Kompromissfähigkeit eine Kehrseite. Es ist wichtig, dass du weißt, welche Bedingungen und Grenzen du verteidigen musst, um dich zu schützen und wo du weich und nachgiebig sein darfst.
Ein kurzer Test zeigt dir, wohin du tendierst, wenn Kompromisse gefordert sind.
Beantworte alle Fragen mit „Ja“ oder mit „Nein“. Ein „Vielleicht“ ist keine Möglichkeit.
1. Ich habe oft das Gefühl, dass ich mich nicht durchsetzen kann.
2. Wenn mir etwas wirklich wichtig ist, mache ich es allein, damit ich nicht gestört werden.
3. Ich bin geduldig und kann gut auf die Umsetzung meiner Pläne warten.
4. Bevor ich einen Streit beginne, gebe ich lieber nach, damit die Harmonie bestehen bleibt.
5. Ich nehme gern die Ideen und Pläne anderer auf und teile sie mit ihnen.
6. In meinem Leben habe ich viel aufgegeben, um Beziehungen zu erhalten und zu schützen.
7. Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten.
8. Der Klügere gibt nach.
9. Ich habe sehr viele dominante Personen in meinem Umfeld.
10. Ich gelte allgemein als sanft und nachgiebig.
Wenn du mehr als drei dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, könnte deine Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, zu groß sein. Dann brauchst du für eine gut ausgeprägte Kompromissfähigkeit die Soft Skills „Selbstbehauptung“, „Durchsetzungskraft“ und „Grenzen setzen“. Es bringt nämlich am Ende nichts, wenn du immer nachgibst und schließlich unglücklich oder unzufrieden wirst. Deine Verhandlungspartner können das spüren und sich schlecht fühlen.
Ein harmonischer Kontakt ist durch Fairness geprägt.
Wer in seiner Kindheit oft zurückstecken musste und viel Rücksicht zeigen musste, kann mitunter nur faule Kompromisse zu seinen Ungunsten eingehen. Älteste Kinder oder Kinder kranker Eltern leiden manchmal unter diesem Phänomen, das durch zu wenig Egoismus geprägt ist.
Kompromisse müssen für alle Seiten befriedigend sein
Kompromisse sind befriedigend, wenn alle Beteiligten damit leben können, was ausgehandelt wurde. In einem solchen Fall fällt der Verzicht nicht so aus, dass jemand das Gefühl hat, nicht berücksichtigt zu werden. Deshalb ist wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen.
Wo kann ich nachgeben und was ist nicht verhandelbar?
Diese Frage sollte jeder für sich beantworten, bevor er in die Verhandlung einsteigt.
Kompromisse prägen das Berufsleben und die privaten Kontakte
Überall, wo zwei oder mehr Menschen sich begegnen, werden früher oder später Kompromisse gefordert. Das liegt schlicht daran, dass verschiedene Individuen unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen haben. Im beruflichen Alltag werden andere Kompromisse gemacht als im Privatleben.
Wer die Fähigkeit besitzt, gute Kompromisse zu schließen, hat in beiden Bereichen viele Vorteile auf seiner Seite.
Welche sind das?
Kompromissfähigkeit im Berufsleben
Im Berufsleben sind Kompromisse immer dann erforderlich, wenn es darum geht, neue Entscheidungen zu fällen. Am Arbeitsplatz könnten zum Beispiel die Dienstpläne Anlass für einen Kompromiss geben. Es müssen nicht nur wenige Kollegen am Wochenende arbeiten oder Überstunden machen, wenn jeder bereit ist, sich auf einen Kompromiss einzulassen. Das gilt auch für die Urlaubsplanung. Wenn es um Beförderungen geht, braucht es Vertrauen, wenn du Kompromisse eingehen willst. Es könnte daher besser sein, einen Kompromiss schriftlich zu fixieren, damit später keine Unstimmigkeiten das Arbeitsklima prägen.
Kompromissfähigkeit im Privatleben
Wer liebt, lässt sich schnell auf Kompromisse ein. Der Partner oder die Kinder können meist darauf hoffen, dass du dich von deiner Position bewegst, damit alle zufrieden sind und gern miteinander umgehen. Doch hier ist Vorsicht geboten. Liebe ist keine Einbahnstraße. Achte darauf, dass ihr wirklich eine Lösung findet, die in der Mitte zwischen euren ursprünglichen Positionen liegt.
Im Privatleben sollten sich Nachgeben und Durchsetzen immer die Waage halten.
Sonst kommt es zu Disharmonien, die später zu tiefen Zerwürfnissen führen.
Wie kann ich Kompromissfähigkeit lernen?
Die Welt wird kompromissloser:
- Die neuen Medien sorgen dafür, dass jeder alles, was er will, mit einem einzigen Klick bekommen kann.
- Familien müssen keine Kompromisse beim Kochen machen. Papa bestellt Sushi, Mama einen Salat und Sohnemann klickt auf die Currywurst.
- Das Fernsehprogramm sieht jeder auf seinem eigenen Monitor und
- getrennter Urlaub, so heißt es, ist gut für die Beziehung.
Wenn du deine Kompromissfähigkeit verbessern willst
- Sorge für Gemeinschaftserlebnisse mit deinen Freunden und Verwandten oder Kollegen
- Plant gemeinsam eure Aktionen und besprecht, welche Prioritäten jeder von euch hat.
- Ermittelt eure gemeinsame mögliche Position und setzt euer Vorhaben erst um, wenn alle einverstanden sind.
- Du kannst nur lernen, Kompromisse zu schließen, indem du aktiv trainierst und dich den Herausforderungen stellst.
Dabei besteht die größte Herausforderung unter Umständen auch darin, auf Fairness zu bestehen und deine eigenen Tabus zu respektieren und zu schützen.
Können Kinder Kompromisse machen?
Schon die Kleinsten unter uns erleben Kompromisse.
Ein Beispiel: Wenn ein Kind im Zimmer der Eltern mit seiner Trommel spielen will, die Eltern aber fernsehen, ergibt sich eine solche Gelegenheit. Das Kind darf bleiben, aber nicht trommeln oder es trommelt an einem anderen Ort. Das Kind sollte beide Möglichkeiten kennen. Dann kann es entscheiden, was ihm wichtiger ist.
Eltern, die ihrem Kind helfen wollen, Kompromissfähigkeit zu lernen, zeigen ihm immer alle Möglichkeiten auf und überlassen ihm die Entscheidung.
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